Es ist höchst interessant, rückblickend in der Geschichte zu beobachten, wie Gott wirkt.
In den achtziger Jahren wurden im ‚Nord-Vaudois‘ im gesamten 6 Jugendgruppen geführt. Zwei von der Stadtmission und vier von der Kirchgemeinde. Mehr als 100 Jugendliche kamen jedes Jahr in diese Gegend um Französisch zu lernen. In dieser Zeit wuchs auch die Zusammenarbeit zwischen den beiden Organisationen und Filmabende, Vorträge und Evangelisationen wurden gemeinsam abgehalten. 1988 und Beginn 89 kam der Gedanke auf, ob man nicht eine Organisation aufbauen könnte, um die Arbeit besser zu koordinieren. Betend wurde ein Weg gesucht. Die Gemeinden wurden orientiert und in den Vorständen darüber beraten. Natürlich kam die finanzielle Frage sofort auch zur Diskussion. Und siehe da, die Kirchgemeinde bekam ein Legat, das mit anderen zugesagten Gaben diese Frage löste. Die Gründung eines Vereins mit einer 50 % Anstellung wurde geplant, Statuten und Sozialplan vom Stadtmissions-Prediger Hans Käser in Zusammenarbeit mit mir bestens vorbereitet. Auf den 22. September 1989 konnte zur Gründungsversammlung eingeladen werden. Das Signet zum Namen des Vereins wurde durch einen Wettbewerb gefunden. Hans Käser fand ein geeignetes Haus an der rue Haldimand in Yverdon, welches nicht nur mit einem grossen Garten ausgestattet war, sondern auch Zimmer zum vermieten enthielt und eine kleine Scheune als Anbau. Diese wurde anschliessend durch viele fleissige Hände der Jugendlichen unter der Leitung von Hans Käser in einen Jugendraum umgebaut inklusive Mobiliar. Wie Vielen ist dieser schöne Raum noch in Erinnerung… So wurde dieses gemietete Haus das Zentrum der ganzen Arbeit, welche vielen Jugendlichen zur Hilfe in ihrer Welschlandzeit wurde und etliche den Weg zu Jesus Christus fanden.
Im Jahresbericht für das Jahr 1994 schrieb Hans Käser, mit seiner Familie bereits im Weiterstudium in Sinsheim D: ‚…das zurückliegende Jahr war wohl vor allem geprägt von der Stabübergabe in der Jugendleitung…die Tatsache, dass Gott uns auf unsere Gebete hin Susanne Hintze als Nachfolgerin geschickt hat, ist für uns ein deutlicher Hinweis darauf, dass Er die Schärme-Jugendarbeit zu seiner Ehre auch weiterhin jungen Menschen zur Hilfe und zum Segen werden lassen will. Uns persönlich schenkte Er damit eine wesentliche Erleichterung, uns hier zu lösen und den neuen Weg einzuschlagen…‘ Im selben Bericht durfte ich schreiben: ‚…Hans hat eine vorzügliche Visitenkarte hinterlassen, ein Zeichen, dass er mit Gottes Hilfe den neuen Aufgaben in der Mission auch gerecht werden wird.‘ (Was sich auch wirklich erwiesen hat in ihrer aktuellen Arbeit in Peru.)
So hat die Schärme-Geschichte angefangen… sich weiterentwickelt. Was mich persönlich am meisten beeindruckt hat, war Gottes Fürsorge für den Schärme. Wie viele junge und weniger junge Menschen haben mit freiwilligen Gaben, Gebeten, Arbeit in Haus und Vorstand, Kassier- und Revisionsarbeit, Autotransporten und und und… den Jugendarbeitern geholfen. Kirchgemeinde und Kantonalkirche stellten Finanzen zur Verfügung. Und immer schenkte Gott genau auf den Termin wieder neue Mitarbeiter/innen. Nach Susanne Hintze folgte Cornelia Müller (1997 – 2001). In diesem Jahr wurde das gemietete Haus von der Eigentümerin verkauft. Da wir die nötigen Mittel zum Kauf nicht hatten, wurde beschlossen, die Arbeit in den Pfarrhaussaal zu verlegen. Dadurch ging die Vermietung von Zimmern verloren, was sehr schade war. Die kleine ‚Hausgemeinschaft als interner Lebensnerv‘ konnte nicht mehr aufrecht erhalten werden.
2001 – 2004 waren Volker und Evi Clausen die Leiter des Schärme und mit ihnen gab es eine Neuerung: Volker studierte zugleich in der Deutschschweiz am IGW (Institut für Gemeinde und Weltmission). Als sie weg zogen und Matthias Liechti die Leitung übernahm, trat die Kirchgemeinde Payerne mit dem Wunsch an die Vereinsleitung, sich an der Arbeit zu beteiligen und Matthias ebenfalls als Teilangestellten in der Jugendarbeit zu engagieren. Bis 2008 wurde dies mit verschiedenen Formen verwirklicht, zeigte sich aber als zu schwerfällig. Dazu studierte Matthias ebenfalls am IGW. Ab dem Sommer 2008 ist nun Julia Zbinden als neue Jugendarbeiterin angestellt. Sie leitet den Schärme und lernt nebenher für ihr Fernstudium an einer Bibelschule.
Welche Treue und Fürsorge Gottes in all den Jahren! Wie viel treue Mitarbeit von all den Jungen und weniger Jungen! Herzlichen Dank!
Christian Brand
(Gründer des Schärme)
Die wichtigsten Daten im Überblick
09.02.1988
Mietvertrag für “rue Haldimand 44” abgeschlossen
22.09.1989
Vereinsgründung mit Christian Brand und Hans Käser
1989 – 1994
Hauptleiter Hans und Marta Käser
1994 – 1997
Hauptleiterin Susanne Cruchet – Hintze
1997 – 2001
Hauptleiterin Cornelia Reber – Müller
Sommer 2001
Schärme zieht um in die “Rue Roger de Guimps 13”
2001 – 2004
Hauptleiter Volker und Evi Clausen
2004 – 2008
Hauptleiter Matthias Liechti
2008 – ???
Hauptleiterin Julia Zbinden
Nachfolgend einige Erinnerungen aus der Sicht der Leiter
Wir lesen auch in Peru – hoffentlich – mehr Nachrichten aus der Schweiz als wir selber in die Schweiz senden. Wie ihr euch bestimmt vorstellen könnt, haben dabei die Nachrichten aus dem Schärme in Yverdon ihren Ehrenplatz. Kürzlich erhielten wir mit den Schärme Nachrichten eine Einladung mit dem Titel: 20 JAHRE SCHAERME
Wir waren uns nicht bewusst, dass bereits 20 Jahre verflossen waren. Auch wenn es uns nicht möglich sein wird, am Jubiläumsfest dabei zu sein, war dennoch die Jubiläumsnotiz für uns ein Grund zur Freude und zum Dank. – Wir wollen nie vergessen, unter welchen Vorzeichen die Vision Schärme geschenkt wurde und wuchs: An einem absoluten Tiefpunkt unseres Lebens, als wir uns buchstäblich „am Ende unseres Lateins“ fühlten und nicht mehr aus noch ein wussten – und in enger christlicher Gemeinschaft, vorwiegend mit unseren lieben Freunden und Geschwistern Christian und Bouwina Brand, hat Gott geschenkt, was durch seine Gnade nun bereits 20 Jahre bestehen und Frucht tragen durfte.
Die Jugendarbeit unter Deutschsprachigen in Yverdon (und allgemein im Welschland) ist in den zurückliegenden Jahren nicht einfacher oder weniger anspruchsvoll geworden. Die langsam aber stetig rückläufige Anzahl junger Deutschschweizer im Welschland und die erhöhte Mobilität der betroffenen Jugendlichen sind nur zwei Herausforderungen, die wir aus eigener Erfahrung bereits kannten. Dies macht die Arbeit aufwendiger und bestimmt oft auch zermürbender – Es geht um viel persönliche Kleinarbeit, wo man nicht mit grossen Zahlen auffahren kann.
Wir möchten die Gemeinde in Yverdon und vor allem das Team der Schärme Mitarbeiter ermutigen: Solange Gott selber, der Herr dieser Arbeit, die Lichter für den Schärme nicht eindeutig auf „rot“ stellt, lasst euch nicht von der scheinbaren Kleinheit der Arbeit entmutigen. Jeder von euch ist sich selber der Beweis, dass Gott zwar die Völker im Blick hat, dass er es sich aber für jeden einzelnen unendlich viel hat kosten lassen und kosten lässt! – Dazu sagen eine ganze Anzahl Ehemalige aus Yverdon, inzwischen zerstreut in aller Welt, heute: Amen!
Mit lieben Grüssen aus Peru
Hans & Martha Käser
Wie kam ich zum Schärme?
Seit ich klein war, hatten wir einmal pro Woche eine deutschschweizer Jugendgruppe bei uns in der Stube. Bei uns, das heisst 15 Kilometer von Genf. Also, eine ähnliche Jugendgruppe wie der Schärme. Manchmal durfte ich dabei sein, zum Beispiel wenn es einen Spielabend oder einen Bastelabend gab. Später war ich öfters dabei. Aber im Mitarbeiterteam wollte ich nie mitmachen. Ich bereitete mich vor, Lehrerin zu werden, wollte unter Kinder arbeiten, aber ganz sicher nicht unter Jungen Mädchen oder Burschen von 16-18 Jahre! Macht nichts, es ging ja auch ganz gut ohne mich!
Dann ging ich in eine Bibelschule, nach der ich mich um eine Arbeit umsah. Als Lehrerin fand ich nichts, da es um dieser Zeit zu viele Lehrer gab, und ich hatte ja drei Jahre lang nicht mehr gearbeitet… Da schlug mir mein Vater vor: « Warum nicht in die Jugendarbeit eintreten, sie suchen dort jemanden… » Nein, nie und nimmer! Ich kann gut unter Kinder arbeiten, aber sicher nicht unter Jugendlichen! Jugendarbeit ist zwar eine wunderbare Sache, aber ich, ich bin nicht geeignet dafür!
Da schrieb mir mein Vater einen ziemlich strengen Brief, in dem er mir klar machte, dass ich nicht so reagieren dürfe, solange ich das nicht im Gebet vor Gott lege! Also schrieb ich zurück, OK, ich bete darum, aber es wird trotzdem nichts daraus geben, das ist ganz sicher nicht mein Weg! Doch « Gottes Gedanken sind nicht immer unsere Gedanken, und unsere Wege sind nicht immer Seine Wege! » (Jesaja 55.8) Und so war ich knapp 2 Monaten später, für 2 Jahre im Schärme angestellt!
Diese 2 Jahre waren sehr lehrreiche Jahre. Alles war nicht leicht, aber wenn ich zurückschaue, war es wirklich eine schöne Zeit, wo ich auch viel von Gott lernte und reich gesegnet wurde. Die Zusammenarbeit mit Pfarrer Brand und mit dem Schärmeteam war sehr schön, auch in der Kirchgemeinde fühlte ich mich wohl, und ich lernte so viele liebe Jugendliche kennen, und habe immer noch mit dem einen oder andere Kontakt. Aber das schönste einfach war, immer wieder weitersagen zu dürfen, wie gross Gottes Liebe für jeden von uns ist, und zu sehen, wie der Eine oder Andere sich Ihm öffnet und sich Ihm anvertraut!
Mit lieben Grüssen, und B’hüet Euch Gott!
Susanne Cruchet
Wenn ich an meine Schärmezeit zurückdenke, dann fällt mir besonders das Haus an der Avenue Haldimand 44 ein. Gern möchte ich davon berichten, was ich in diesem Haus erlebt habe und wie sich das heute noch auf mein/unser Leben auch als Familie auswirkt.
Natürlich könnte ich auch einiges berichten zu den verschiedenen Gruppen, die ich geleitet habe, zu den vielen Leitern, die die ganze Schärme-Arbeit erst möglich machten oder zu den diversen Aktivitäten, die das Schärme-Jahr jeweils prägten. Doch das habe ich ja dazumal jährlich im Jahresbericht für den Schärme-Verein festgehalten und eine Wiederholung wäre so oder so nur sehr lückenhaft.
Beim Zählen wurde mir bewusst, dass während diesen 4½ Jahren über zehn verschiedene Frauen unter dem Dach vom Schäme längere oder kürzere Zeit das Leben mit mir geteilt haben. Und das ist genau das Stichwort: Leben teilen. Im Schärme habe ich etwas von dem gesehen, was es bedeutet mit anderen Menschen ein Stück Leben und Weg miteinander zu teilen. Jugendliche ein Mal pro Woche in die Jugendgruppe abholen und wenn es hoch kam nochmals kurz am Wochenende treffen bei einer gemeinsamen Unternehmung liess bei mir immer wieder diese Frage offen: “Was kann ich schon bewirken?”
Doch mit jungen Frauen im Schärme zu wohnen, mit ihnen Zmörgele und gemeinsam mit ihnen und mit Gott den Tag beginnen oder am Abend in der Küche znächtle und den Tag nochmals besprechen mit allen Ups und Downs, darin erlebte ich echtes Prägungspotential! Natürlich lief längst nicht alles rund! Aber genau auch darin sah ich die Möglichkeit miteinander lernen offen und ehrlich zu kommunizieren, Bedürfnisse anzusprechen oder auch Konflikte anzugehen und Vergebung zu üben!
Und genau in diesen Punkten kann ich anknüpfen, bei dem was ich/wir heute tun. Wir teilen unseren Glauben und unser Leben als kleine Gemeinde mit Freunden hier in unserem Wohnquartier. Wir sind zurzeit mit mehreren jungen Familien und einigen alleinstehenden Personen unterwegs. Die festen Treffen sind längst nur ein kleiner Anteil von unserem gemeinsamen Erleben geworden. Als Mütter mit kleinen Kindern treffen wir uns regelmässig im Quartier. Unsere Kinder spielen zusammen, während wir Zeit haben um auszutauschen, einander zu ermutigen und mit unseren Nachbarinnen unser Leben zu teilen. Am Abend stossen die Väter dazu. Beim Briefkasten gibt es ein kleiner Schwatz. Gut zu hören, dass die gemeinsamen Gebete für die Arbeitsstelle Gottes Arm bewegt haben.
Einer Mutter wächst die Arbeit über den Kopf. Kein Problem! Arbeiten wie Kochen, Wäsche waschen oder Kinderbetreuung sind delegierbar und einander Helfen macht Spass. So leben wir tagtäglich Gottesdienst (ohne Kirche & Pfarrer, aber einfach so mitten im Leben), treffen uns zu Mahlzeiten, beten füreinander bei anstehenden Problemen und fordern uns gegenseitig heraus an unserem Leben mit Gott dran zu bleiben!
Schärme – für mich bleibt das Bild eines Ortes, wo verbindliche Gemeinschaft gelebt wird (mit Gott und mit Menschen) und daraus echtes Leben wächst!
Cornelia Reber-Müller
Neue Adresse vom Schärme
Es war das erste Jahr, wo der Schärme am neuen Ort war, als wir im Jahre 2001 mit der Arbeit im Schärme anfingen. Wir hatten sehr viel vom Schärme gehört und bereits auch schon mitbekommen, besonders auch das Haus, wo der Schärme war. Besonders die diversen Übernachtungen im Schärme von den Jugendlichen war nun nicht mehr möglich.
Unser Wohnort
Weil das Haus vom Schärme verkauft wurde, mussten wir uns eine andere Wohnung suchen und haben sie auch gefunden. Da unsere Wohnung und der Schärme nicht nahe beieinander waren, musste immer wieder einiges organisiert werden, besonders dann, wenn Jugendliche bei uns übernachten wollten.
Unsere Helfer
In der Arbeit im Schärme durften wir uns alle drei Jahre auf gute und starke Helfer verlassen. Sie unterstützen uns nicht nur im Gebet, sondern auch tatkräftig beim fahren, planen, organisieren und durchführen der Abende, Wochenenden und Lager. Doch nicht nur von unseren direkten Helfer konnten wir Hilfe erwarten, sondern auch von den Gemeindegliedern.
Wochenenden und Lager
Mein erstes Portugallager war zwar happig als Hauptleiter, doch es war sehr schön, nicht nur wegen den sehr guten Helfern. Diese Lager möchte ich nicht missen. Aus diversen Gesprächen auch mit den Hauptleitern der Jugendgruppen Lausanne – La Côte, Vevey und Moudon, erweiterten wir ein Skiwochenende auf alle Jugendgruppen, was zur Folge hatte, dass wir am Sportwochenende und am ersten Skiwochenende ca. 25 Personen waren, und beim zweiten Skiwochenende über 50. Diese Wochenenden und Lager kamen bei den Jugendlichen und Leitern immer sehr gut an, obwohl es manchmal kleine und grössere Zwischenfälle gab. Doch gerade in diesen Zwischenfällen konnten wir Gottes Führung besonders spüren.
Starke Verbrennungen von Daniel
Es war eine schwere Zeit für uns als Familie, als unser kleiner Bub Daniel, schwere Verbrennungen an beiden Beinen und Händen erlitt. Dankbar sehen wir trotzdem zurück um die Hilfe und Führung von Gott und Menschen. Dankbar sind wir auch dafür, dass die Narben an den Beinen immer weniger zur Geltung kommen und alles sehr gut verheilt ist. Bei den Armen sieht man nichts mehr. Eine besondere Erfahrung, auch für uns war, als wir ein Aupair bei uns aufnahmen, welches die Stelle wechseln musste. Dadurch haben wir auch einiges lernen dürfen was es heisst, ein Aupair zu haben.
Im Nachhinein
Es kommt ab und zu vor, dass wir von Jungen hören welche sagen, dass ihnen die Zeit im Schärme sehr gut getan hat. Diese Rückmeldungen, auch wenn sie Jahre später kommen, freuen uns immer sehr und zeigen immer wieder, dass sich der Einsatz im Schärme gelohnt hat.
Jetzige Tätigkeit
Ich arbeite als Käser im Wallis. Zuständig bin ich für den Keller, aber auch in der Fabrikation bin ich tätig, sowie als Chefstellvertreter angestellt. Die Arbeit gefällt mir sehr gut und ist abwechslungsreich.
Liebe Grüsse
Völki Clausen
Ein ungewisses Gefühl durchströmt meinen Körper als ich im Frühling 2004 das erste Mal von der falschen Seite in eine Einbahn rein fahre, um mich dem Schärmevorstand im Pfarrhaussaal vorstellen zu können. Nach einem interessanten Gespräch und einigen Fragen steht fest, hierher möchte ich hin. Der Fakt, dass ich dazu meine „Franko-Phobie“ überwinden muss, scheint mich nur noch mehr zu motivieren. Bei einem zweiten Besuch in Yverdon lerne ich den damaligen Leiter Volker Clausen und seine Familie kennen und treffe meinen zukünftigen Wohngefährten David Rüetschi. Ein paar Monate später lade ich mein Hab und Gut im Baselbiet in ein Lieferwagen, fahre mit ein paar Helfern nach Yverdon und packe bald die ersten Schachteln aus. Doch wohin mit dem Abfall? Ich merke bald, dass ich in einer völlig neuen Umgebung wohne, muss mich wieder einrichten und orientieren. Parallel dazu knie ich mich in die Arbeit. Es gibt viel zu tun. Denn neben dem Kennenlernen des Schärme als Arbeit beginnt auch schon die erste Einladerunde. Wo nur finde ich all die Höfe, welche kaum vernünftige Adressangaben besitzen? Aber mit Landkarte, freundlichen Poststellenmitarbeitern und dem Natel finde ich alle Kontakte und kann die Jungen für mein erstes Schärmejahr einladen.
Parallel dazu beginne ich mein Theologiestudium in Bern. Das pendeln fällt mir am Anfang schwer doch merke ich bald, dass es mir auch einen Ausgleich ermöglicht. Durch die zwei Abende in Payerne und je einen in Vallorbe und Yverdon bin ich extrem ausgelastet und muss nach zwei Jahren merken, dass ich mein Arbeitsvolumen reduzieren muss. Also gebe ich in Payerne die Jungschar ab und konzentriere mich auf die Jugendarbeit. Viele Erlebnisse leben präsent in meinen Erinnerungen weiter. So die vielen Male, als uns RedSusi – wie wir den Bus getauft haben – beinahe im Stich lies oder stecken blieb. Wo ich ein Jugendliches wegen heftigem Schneesturm nach dem Jugendabend nicht mehr nach Hause bringen konnte oder die enge Hütte beim Skiweekend in Gstaad. Doch am meisten eingeprägt haben sich die Momente, wo sich die Jugendlichen vollkommen geöffnet haben und ihren Gedanken freien Lauf gelassen haben. Diese Gespräche haben wirklich etwas bewegt und dort sind Beziehungen entstanden, die bis heute anhalten und mit keinem Gold der Welt aufgewogen werden können. Staunen tue ich noch heute über die Führung und Bewahrung durch Gott. Unzählige Kilometer auf den Strassen blieben ohne wirkliche Schäden, all die vielen Aktivitäten konnten wir in vollen Zügen geniessen. Und immer wieder hat uns Gott zu neuen Kontakten verholfen und hat die Herzen der Jungen bewegt. Denn wo Paulus gepflanzt und Apollos begossen hat, da musste der Schärme zuerst den Acker pflügen und fräsen. Keine Arbeit, die viel Frucht verspricht. Aber eine, welche Grundlagen zum Wachstum schafft. Aber auch das Wunder des Wachstums durfte ich ab und an selbst miterleben, wofür ich enorm dankbar und glücklich bin.
Die vier Jahre im Schärme gingen sehr schnell vorbei und wieder zügle ich im Juni 2008 meine Kisten zurück ins Baselbiet – es ist etwas mehr dazu gekommen, aber schlussendlich steht die Wohnung und der Keller leer. Die „Franko-Phobie“ ist vergessen, die Menschen und Landschaft lieb gewonnen und darum der Abschied nicht einfach. Doch es war auch schön wieder näher zu meiner Heimat zu sein, Zeit für den Studiumsabschluss zu haben und mich auf meine Hochzeit vorzubereiten. Denn die Zeit im Welschen hat auch mir ein „Schätzeli“ zur Seite gestellt. Nach unserer Hochzeit am Silvester 2008 ziehen wir in unsere Wohnung nach Thun. Weil wir in einem Jahr eine Weltreise planen, entscheide ich mich, nicht in einer Gemeinde zu arbeiten sondern nach dem Studium temporär auf meinem gelernten Beruf als Kaufmann tätig zu sein und nach der Reise dann hoffentlich wieder mit Jugendlichen zu arbeiten. Mein Traum ist es, dann auch als Lehrer tätig sein zu können und mich auch in der Politik zu engagieren. Wo wir uns nach der Weltreise niederlassen werden, haben wir noch nicht entschieden und halten uns bewusst offen, wohin uns Gott leiten will. Zur Zeit arbeite ich nun einmal im Kundendienst der PostFinance und freue mich gerade auf nächste Woche, wo wir unsere Hochzeitsreise nachholen und eine Woche in den Malediven verbringen werden.
Matthias
Immer wieder erfüllt es mich mit Staunen und Freude, dass ich im Schärme arbeiten darf. Öfters werde ich gefragt ob es mir denn in der Confiserie nicht gefiel, weil ich nun nicht mehr meinen erlernten Beruf ausübe. Nein, ich habe sehr gerne Patisserie und Pralines hergestellt und finde es auch schade nicht mehr so viel degustieren zu dürfen.
Doch ich weiss noch, wie sehr ich es mir wünschte Menschen statt Schokolade um mich herum zu haben. Ganz zu schweigen von der Sehnsucht, mehr über die Lebens rettende Botschaft des Evangeliums sprechen zu können als über unwichtigere Fragen wie, Kreativität und Rendite. Es gibt nichts Schöneres, als erleben zu dürfen wie sich jemand öffnet um die Liebe Gottes zu erfahren!
Darum freue ich mich sehr seit nun einem Jahr im Schärme mitzuarbeiten.
Am 25. August haben wir mit 18 Jugendlichen wieder gestartet. Verglichen mit den Zahlen von 1989 sind es wenige. Doch es sind immerhin mehr als letztes Jahr! Ich bin sehr gespannt darauf was Gott wirken wird und was wir alles gemeinsam erleben werden.
Beziehungen aufbauen, Leben teilen, gemeinsam unserem Herrn begegnen – wie vor 20 Jahren – auch wenn sich seither vieles geändert hat, der Auftrag bleibt und wir wollen ihn wahrnehmen.
Danke für Eure Unterstützung durch Gebete, Gaben und durch so manches Mut machende Wort.
I have a dream…
Für die nächsten 20 Jahre wünsche ich mir dass der Schärme weiter wachsen kann, dass Menschen sich in einem geschützten Rahmen treffen können um einander und Gott zu begegnen.
Liebe Grüsse
Julia Zbinden
Abschlusswort vom Vorstand
Wir möchten ganz speziell all den Helfern, Mitarbeitern, Freunden und ehemaligen Vorstandsmitgliedern danken! Wir könnten hier eine ganze Reihe Namen von Menschen auflisten, die im Schärme eine Zeit lang ausgeholfen haben oder heute noch mithelfen. 20 Jahre Schärme wären ohne diese freiwillige Helfer nicht möglich gewesen. Sei es beim Fahren, beim Vorbereiten, beim Leiten, usw. jeder ist und bleibt ein Teil dieser Jugendarbeit.
Danke auch für die Unterstützung im Gebet! Es ist so ermutigend zu wissen, dass wir auf die Hilfe unseres Vaters zählen können!
Danke für eure Spenden, welche uns in den vergangenen Jahren die Finanzierung des Schärmes ermöglicht haben und sie auch weiterhin ermöglichen werden.
Wie gross ist dann das Versprechen von Jesus: « Jeder, der um meinetwillen sein Haus, seine Geschwister, Eltern oder Kinder oder seinen Besitz zurückgelassen hat, der wird das alles hundertfach wiederbekommen und dazu das ewige Leben » Matthäus 19, 29. Mit dieser Zusage können wir sicher sein, dass unser himmlischer Vater uns alles vergelten wird!
Cynthia, im Namen des Schärme-Vorstandes mit Geru, Andi, Dési und Jacqueline.