Wie hättet ihr gehandelt?
Es war so. Es ist Dienstagabend und ich bereite alles für den JG-Abend vor. Um 19Uhr treffe ich mich mit Lilo zum Gebet im Jugendraum. Um kurz vor halb acht klingelt es an der Tür. Wer kann das sein? Hier wohnt doch niemand… Braucht jemand Hilfe? Suchen die Nachbarskinder Ärger?
Ich gehe zur Tür und mache zögerlich auf. Vor mir steht ein schwarz gekleideter Motorradfahrer mit schwarzem Helm und schwarzem Visier. Schüchtern frage ich, ob er jemanden sucht. Ja, er bringt die Bestellung vorbei. Was für eine Bestellung? Und da sehe ich zu seinen Füssen die zwei Tüten vom Fast Food Restaurant. Ich habe nichts bestellt: „Da liegt ein Missverständnis vor, sage ich bestimmt, wir haben nichts bestellt.“ Er schaut auf sein Handy und sagt: „Doch, hier bin ich doch richtig: CAJO, Villette 10C in Yverdon. Für Fr. Renada.“ Ich nicke: „Ja, die Adresse stimmt, aber hier wohnt keine Frau Renada und auch sonst niemand. Es tut mir leid.“ Der Mann versucht die Frau telefonisch zu erreichen. Niemand geht dran. Er schaut mich ratlos an: „Was machen wir jetzt?“ „Keine Ahnung, gestehe ich, Sie können die zwei Tüten hier in den Flur stellen. Jemand wird sie sicher gleich abholen.“ Gesagt, getan.
Um 20Uhr kamen wir mit den Jugendlichen in den Raum. Es duftet nach Fastfood. Alle fragen und reden durcheinander. Die meisten wollen wissen : „Eveline, können wir das essen?“ Ich erzähle den Vorfall. Manuela meint, das wäre vom Osterhasen für uns. Ruth meint, Gott habe das bestimmt für uns organisiert. Jasmin ist überzeugt, dass ganz sicher niemand mehr vorbei kommen wird und wir es bedenkenlos essen können. Eveline, bitte…
Ich hole tief Luft und erkläre: „Leute, ist es nicht so, dass wenn wir es jetzt auspacken, garantiert jemand an der Tür klingeln wird und sein Essen zurückhaben will? Die Person hat ihre Bestellung bezahlt, es gehört nicht uns. Wir machen es so, dass wenn wir um 22Uhr aufräumen, den Jugendraum abschliessen und heimgehen und das Essen immer noch da ist, ihr es essen könnt. Kälter wird es eh nicht mehr. OK?“ Alle sind einverstanden. Nun, was hättet ihr an meiner Stelle gemacht?
Eveline Roth