Portugal Tagebuch

Donnerstag, 5. April

Bereits am Morgen beginnt der Stress – zumindest für die Küchencrew des diesjährigen Portugaleinsatzes. Genau zweieinhalb Stunden braucht sie, um schlussendlich mit zwei Einkaufswagen voller PrixGarantie und Aktionssachen von Coop und zwei weiteren Einkaufswagen voller Mbudget Produkte die Einkaufsläden der Schweiz hinter sich zu lassen.

Um 20.30 Uhr fährt der Car mit den ersten Teilnehmern in Yverdon los, um anschliessend die Moudoner abzuholen. Um 21.40 Uhr sind wir bereits mit einem fast vollen Car unterwegs in den Süden. Nach ein paar Informationen und viel Geplauder verfolgen einige gespannt den Zeichentrickfilm „Cars“ – leider fehlt die Fernbedienung und somit geht’s nur auf Englisch. Aber die Zeit gewinnt überhand und vielen fallen nach einigen Kilometern die Augen zu.

Freitag, 6. April

Was für ein Erwachen – Frühstück in Barcelona, und was für eine Geburtstagsparty für unseren jüngsten Teilnehmer. Joël Meyer feiert seinen ersten Geburtstag.

Nach einem kurzen Vorstellen der Teilnehmer mit ihren Namen und Wichtelkinder Zuordnung geht es in kleinen Gruppen los, um die riesige Stadt zu erkunden. In Form eines Postenlaufes zischen wir vom einen Ende der Stadt zum nächsten und benutzen dabei Bus, Metro und das gute, alte Gehwerk. Der Tag findet sein Ende mit einem gemeinsamen Nachtessen beim Chinesen, welcher uns wieder viel zu viel auftischt.

Die vielen gelaufenen Kilometer durch die Stadt hinterlassen ihre Spuren und der volle Bauch vom Chinesen tut sein seiniges dazu, dass bald einmal ein gemütliches Schnarchen den Car erfüllt.

Samstag, 7. April

Wir staunen nicht schlecht als wir mitten in der Nacht durch einen kalten Hauch aufgeweckt werden und draussen eine feine Schicht Schnee entdecken. Und das soweit im Süden? Von diesem Schrecken können wir uns bei einem Frühstück on the highway erholen, aber kalt ist es noch immer.

Die steppenden Pinguine (Happy Feet) begleiten uns, während wir langsam unserem Ziel näher kommen und die Berglandschaft der Steppenlandschaft Platz macht. Das schaut uns schon eher nach Süden aus. Und endlicht taucht unsere Destination nach vielen Haarnadelkurven, welche unser Chauffeur souverän meistert, auf: die Quinta da Ana Velha! Ein leckeres, portugiesisches Mittagessen füllt unsere Mägen und so gestärkt machen wir unsbereits dran, die Sportfelder für uns nutzbar zu machen. Viel Sand muss gesiebt und einiges an Unkraut gejätet werden. Von einigen wenigen Regentropfen begleitet beenden wir unser Tageswerk und lauschen nach einem feinen Nachtessen der ersten Andacht zum Wochenthema: Das Vater Unser. Danach kommen wir in fünf Kleingruppen zusammen, um weiter über das Gehörte auszutauschen. Den Rest des Abends steht uns allen zur freien Verfügung und so wird die Spielkiste, Kaffee und Tee herausgeholt und bis spät in die Nacht noch gespielt.

Sonntag, 8. April

Nein, es sind nicht streunende Katzen die uns aus dem Schlaf reisen, sondern zwei Leiterinnen die es sich zur Aufgabe machten, uns möglichst effizient aus den Federn zu jagen. Falsch und zweistimmig ertönt ihr „Alle meine Entlein“ durch unsere Gemächer.

Nach dem Frühstück müssen wir ein Picknick für das Mittagessen zubereiten und kurz darauf steigen wir schon wieder in den Car, um zum südwestlichsten Punkt des europäischen Festlandes zu fahren. Wunderschönes Wetter und eine herrliche Aussicht belohnen unsere malträtierten Hintern. Doch die Meisten zieht es an den Strand und deshalb fahren wir kurze Zeit später in eine kleine, wundervolle Bucht. Selbstredend, dass wir uns nicht vom kalten Meereswasser abhalten lassen, den atlantischen Ozean zu geniessen. Mit der hereinbrechenden Flut und nassen Kleidern machen wir uns wieder auf den Weg Richtung Quinta und geniessen dort ein leckeres Abendessen von unserer Küchenfrauschaft. Die Herausforderung dabei: 200 Toast Hawaii für gut 40 Personen in nur einem Backofen essbar zu machen!

Montag, 9. April

Buon Dia zu unserem ersten ganzen Arbeitstag in Portugal. Gestärkt durch blaue, grüne und weisse Zöpfe, ausgerüstet mit dem letzten Schrei in der Arbeitskleidermode, motiviert durch herrliches Wetter, aktiviert durch eine gemeinsame Joggingrunde um die Quinta und aufgeteilt in verschiedene Arbeitsgruppen legen wir los wie die Wilden. Da wird eine Mauer gebaut, dort wird ein Feld gerodet, hier ein Hag aufgestellt und drüben Bäume gefällt.

Am Abend erzählt uns José, der Leiter der Missionsarbeit, für was unsere Arbeit hier eigentlich gut ist. Beeindruckt von den vielen Angeboten der Quinta sind wir neu ermutigt, uns am nächsten Tag in die Arbeit zu stürzen und gehen darum um so später ins Bett. Die Gemeinschaft bei Guetzli, Spiel und Sirup ist einfach zu lustig, um sie verpassen zu wollen.

Dienstag, 10. April

Happy Birthday! Ihren 16. Geburtstag verbringt Anita wohl im Süden, aber auch schwer am arbeiten. Heute wird der Pool gesäubert, die Mauer fertiggestellt, das gerodete Feld mit neuer Erde ausgeebnet, Wasser- und Stromleitungen verlegt und Zaunpfähle verlocht und einbetoniert. Auch der Baum entledigt sich der letzten Äste und leider landen einige auf dem Dach der Werkstatt, welches wir darum auch gleich flicken. Beinahe typisch für das Arbeiten in Portugal stibitzen wir uns gegenseitig die Werkzeuge weg um unseren Job zu vollenden.

Der harte Alltag fordert seine ersten Opfer und so liegen bereits zwei im Krankenbett. Wollen wir hoffen, dass sie bald wieder fit und munter sind. Auch Blasen, Kratzer, Quetschungen und blutige Schürfungen werden von unserer Krankenschwester verarztet, gehegt und gepflegt.

Über die Schmerzen hinweg hilft zum einen das rasche Voranschreiten der Arbeiten und vor allem, dass der angekündigte Regen scheinbar in Portugal in Form von Sonnenschein auf die Erde prasselt.

Nach einem langen Arbeitstag geniessen wir die Tischgemeinschaft und lauschen danach wieder einer Andacht. Heute handelt es sich um den Abschnitt, wo es um die Vergebung geht. Wenn wir nicht vergeben können, wird uns Gott auch nicht vergeben. Vergibt er mir aber nicht, wo verbringe ich dann die Ewigkeit? Die Leiter stellen uns diese Frage und geben uns die Möglichkeit, mit Jesus reinen Tisch zu machen und unser Leben ihm zu übergeben. Definitiv ein Abend, der bei vielen Spuren hinterlässt.

Mittwoch, 11. April

Geweckt durch ein paar Sonnenstrahlen beginnen wir diesen neuen Tag. Schon nach wenigen Arbeitsstunden werden wir wieder zu Tisch gerufen. Eine grosse Geburtstagstorte, Fruchtsäfte und viele Portugiesen erwarten uns. Denn heute feiert Carlos, der Leiter dieser Quinta, Geburtstag. Das Alter sehen wir ihm nicht an, auf de Torte steht nur eine einzige Kerze…

Weiter verbringen wir die Zeit mit Pool fertig putzen, wüste Bananenblätter abhacken und Zaunpfosten streichen. Zudem müssen die Bäume und Sträucher an der Strasse gestutzt werden, damit sich unser Car, wenn es so weit ist, ohne weitere Kratzer auf den Heimweg machen kann. Bei diesen Arbeiten in atemberaubender Höhe können wir Gottes Bewahrung hautnah erleben! Das Feld unter dem Volleyballplatz wird nun fertig mit neuer Erde bedeckt, der Obstgarten abgegrast und Mengen von Unrat wie Bierdosen, Rasierer, Gabeln und so weiter abtransportiert. Trotz den ersten Regentropfen muss die Strasse mit jeglichen Küchenbürsten und kurzstieligen Besen von Baum- und Sträucherabfällen gesäubert werden. So werden Schubkarre um Schubkarre bei strömendem Regen gefüllt und wieder geleert. Da sowieso schon alle vom Regen nass und nur wenige trocken geblieben sind, kommen der Gartenschlauch und die Pfützen gerade recht, um eine riesige Wasser- und Schlammschlacht zu veranstalten. Frisch und sauber verbringen wir den freien Abend mit dem, was unser Herz begehrt.

Donnerstag, 12. April

Die zweit letzte Nacht liegt hinter uns. Angefangene Arbeiten müssen noch fertig gestellt und Neue in Angriff genommen werden. Wegen zu grossem Kraftaufwand entsteht ein Loch in der Mauer des Campings beim putzen und muss darum vorerst mit Zement behandelt werden.

Nach der Andacht und Gemeinschaft in den Kleingruppen steht uns der Nachmittag zur freien Verfügung. Lange Spaziergänge werden unternommen, das nun mit Grenzsteinen ausgestattete Volleyballfeld benutzt, Früchte gepflückt, gesungen und getanzt. Erschöpfte Gliedmassen durchgeknetet und dabei die Ruhe genossen. Für die Armen der Ärmsten bleibt aber nichts anderes übrig, als sich hinter die Schulbücher zu verdrücken.

In Form eines Wettkampfes treten nach 19.30 Uhr die fünf verschiedenen Kleingruppen in diversen Disziplinen gegeneinander an. Unter anderem wird der Geruchs- und Tastsinn, Allgemeinwissen, Kreativität beim Wichtel basteln, Geschwindigkeit beim anziehen eines gefrorenen T-Shirt, Bibelwissen und Geschicklichkeit getestet. Der krönende Abschluss ist das Vortragen der selbst gedichteten Liedern, die vom Portugallager handeln müssen. Die schief gesungenen Töne und nicht immer passenden Reime werden von viel Gelächter und grossem Applaus begleitet. Das Bettmümpfeli besteht für alle, die ihre Zähne noch nicht geputzt haben, aus einem mit zarter Schokolade überzogenem Vanilleeis: Ä Guete!

Freitag, 13. April

Schon vor dem Frühstück muss unser Gepäck für die Heimfahrt bereit sein. Die kurze Zeit, die uns noch bleibt, brauchen wir, um möglichst alle angefangenen Arbeiten zu beenden. Die Mauer des Pools bekommt einen strahlend weissen Anstrich, der Zaun wird gezogen und erneut die Strasse und den Hausplatz mit mühsamen Arbeitsgeräten gewischt. Die leergeräumten Schlafsäle, sämtliche Nasszonen und die Küche werden währenddessen auf Hochglanz gebracht. Ein Bild, das jeden von uns Teilnehmern zu erkennen gibt, wird als Abschlussgeschenk für das Team der Quinta von kreativen Girls gestaltet. Unsere Gebete werden erhört und um punkt elf Uhr Mittags wird das letzte Arbeitsgerät im Schuppen verstaut. Halleluja!!! 😉

Ein typisch nicht schweizerisches Mittagessen wird uns zum Abschluss von den Portugiesen aufgetischt: frittierte Fische samt Schwanz und Augen, frittierter Reis, frittierte Pommes, fettdurchzogener Speck und zum Dessert Fruchtgelatine mit verschiedenen Aromen, garniert mit Erdbeermousse oder Rahm. Einfach portugiesisch =)

Mit auf den Heimweg bekommt jeder von uns eine Portugalflagge, wir wiederum überreichen ihnen unsere Geschenke und Kollekte, begleitet von gegenseitigem Dank. Nach Abschiednehmen mit vielen „Müntschis“, den letzten Gruppen- und Einzelfotos treten wir mit wehmütigen Herzen die Heimreise an.

Nach wenigen Kilometern wird die Fahrt für eine 15minütige Shoppingtour unterbrochen, in der vieles für die Wichtelkinder und die Carfahrt mit langem Sitzen besorgt wird. Die verstrichenen Tage werden in Form von Autogrammen, Sätzen, Symbolen in den herumgereichten Kleingruppenordner festgehalten. Spielkarten sind in Gebrauch, iPots laufen heiss, die Landschaft wird bestaunt und der Hunger wächst. Also wird eine geeignete Raststätte gesucht, wo wir das Nachtessen einnahmen können. Im Schein der untergehenden Sonne wird noch fleissig „Kreisvolleyball“ gespielt und dem letzten Input über das aussagkräftige „AMEN“ gelauscht.

Wieder im Car werden möglichst bequeme Stellungen eingenommen, die Blicke am Bildschirm festklebend wo der Film „Ben Hur“ läuft. Irgendwann mitten im Film hat der DVD-Player wohl genug von seinen ständigen Nachtschichten und lässt nur noch ein schwarzes Bild erkennen. Total überhitzt muss er mit der Diagnose: nicht mehr brauchbar! ausgeschalten werden. Also bleibt denjenigen, die es noch nicht tun, nicht viel anderes übrig, als die Augen zu schliessen und in angenehme Träume zu fallen.

Samstag, 14. April

Während die Leute der Quinta in Portugal sich über ein ausgewogenes Frühstück mit Toast und Ovo in Plastikbechern freuen können, geniessen wir blosse Milch in halb zerfallenen Kaffeebechern aus dem Car, Sandwichesresten vom Vorabend und Tankstellenbrot. Die gesamte Frühstückskiste blieb in Portugal, nur die Kühltaschen mit Milch und Margarine sind mitgekommen…Doch auch davon werden wir genügend satt, so dass die Vorfreude auf den Port Aventura steigen kann. Die bereits Erfahrenen all dieser Bahnen klären die Neulinge auf und unsere Körper produzieren bereits eine Menge Adrenalin. Leichter Regen begrüsst uns bei der Ankunft und die ersten Lädeli im Vergnügungspark machen wegen unserem Regenschutzeinkauf einen grösseren Umsatz. In Gruppen machen wir uns auf den Weg durch all die verschieden dargestellten Ländern, treten gegeneinander an in den Putschautos, verteilen und begegnen uns wieder. Gerne wird lange angestanden, um auf die Achterbahn mit den acht Loopings zu kommen und die Aussicht bis zum Meer zu geniessen, um nach den wenigen Hundertsteln im freien Fall mit zittrigen Knien zu den Bildschirmen zu gelangen, die uns mit grinsenden oder schreckerfüllten Gesichtern zeigen. Mit Geschick und Glück werden kuschelige und riesige Plüschtiere gewonnen, die alljährlich selbe Cowboyshow gespannt verfolgt. Karussells werden bestiegen, die Mägen mit Fast Foot gefüllt und Souvenirs gekauft. Auch die Sonne lässt sich wieder blicken. Unser Abschied vom Park rückt schnell näher, so dass das Nachtessen verschlungen wird, um noch ein letztes Mal eine der Bahnen zu besteigen oder eine kurze Shoppingtour zu unternehmen. Das viele Adrenalin hat unsere Körper geschlaucht. So warten wir die letzte Nacht im Funicar ab, in der wir die Spanische und Französische Grenze hinter uns lassen werden. Und da keine DVD abgespielt werden kann, ertönen bald mehrstimmige Lieder durch den Car, die unsere müden Sinne einschlummern lassen…

Sonntag, 15. April

Echten Schweizerboden unter den Füssen und WC`s, in denen das Toilettenpapier nicht separat entsorgt werden muss, lassen uns das baldige Ziel erahnen. Zu früher Morgenstunde hält der Car in Yverdon. Sämtliches Gepäck wird aus dem Car geräumt und die Chauffeure verabschieden sich bereits. Auf uns wartet ein gedeckter Tisch und wir können uns nur hinsetzen und unser letztes, gemeinsames Morgenessen einnehmen. Nach getaner Arbeit geben sich die Wichtel ihren Wichtelkindern zu erkennen, welche bis dahin unbekannt blieben. Ein letzter Abwasch, Kleingruppenfotos, Gespräche. Die Ersten beginnen sich zu verabschieden, um ihren Zug nicht zu verpassen. Dann das „grosse“ Abschied nehmen im Kreis: nochmals „Müntschis“ verteilen, in den Arm nehmen, Wünsche weitergeben und dann gehen. Und irgendwann sind auch die letzten in den Autos verstaut und weg. Jeder von uns wieder an seinen Platz, in seinen Alltag. Unsere Köpfe gefüllt mit Erlebnissen der vergangenen zehn Tagen. Eine Zeit, die Jeder für sich auf seine Weise erlebt hat, eine Zeit, in der Veränderungen statt fanden und noch weit über diese Tage andauern werden.

!!!Danke warst DU dabei. Ohne DICH wäre es nicht das selbe gewesen!!!

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